Thüringer Landeszeitung, 14. September 2007
Genickschlag für das Orchester

Gotha. (tlz) Die CDU-Fraktion im Gothaer Kreistag setzt den Fortbestand der Thüringen-Philharmonie aufs Spiel. Auf Betreiben der Christdemokraten verschwand gestern die Entscheidung zur weiteren Finanzierung des Orchesters in den Ausschüssen. 19 CDU-Mitglieder und zwei BI-Vertreter sorgten in namentlicher Abstimmung dafür. Einzig Werner Kukulenz stimmte gegen seine Fraktion und damit für die Philharmonie.
Begründung der CDU: Im Kreistag sollte um eine 15- oder 30-prozentige Erhöhung des bisherigen Zuschusses abgestimmt werden. Beide Ziffern waren aus Sicht der CDU Makulatur. Solange nicht klar sei, ob Suhl Träger bleibe oder nicht, wisse man auch nicht, ob das Geld reiche. Aber: Die CDU-Fraktion stehe zur Philharmonie, so der Wortführer der Debatte, Axel Sobieraj.
Warum dann kein Bekenntnis, fragten die Philharmonie-Befürworter. "In einer hochfragilen Situation wird das Orchester durch diese Strategie gefährdet", warnte Professor Manfred Eckert (SPD). Mit der Überweisung in die Ausschüsse werde der Auflösungsprozess eingeleitet. Dieser Preis sei zu hoch, um über die Differenz der vom Landrat vorgeschlagenen 883 000 Euro und der vom Orchester gewünschten 998 000 Euro zu taktieren.
Auch der Appell von Nadja Jereschinski (Die Linke): "Dann war es das", oder das grundsätzliche Bekenntnis von Reinhard Ponick (BI): "Eine politische Entscheidung für ein hervorragendes Orchester" halfen nicht.
Den aus ihrer Sicht unguten Ausgang des Abends verfolgten Trägervereins-Vorsitzende Bärbel Schreyer und Intendant Breuer von den Zuschauerrängen. Dass es eine haarige Debatte würde, hatte sich abgezeichnet. Neben Gabi Reichstein (SPD) galt auch Heide Wildauer (Linke), weil Vorstandsmitglied des Vereins, als befangen. Landrat Gießmann schloss sich ebenfalls aus der Diskussion aus. Dennoch hätten SPD, Linke und BI eine Mehrheit gehabt, aber Werner Pidde ging vor der Abstimmung, Detlef Knobloch (beide SPD) enthielt sich. Michael Sust und Ernst Schreiner (BI) stimmten für den CDU-Antrag. Ergebnis: Die Existenzkrise des Orchesters steuert einem neuen Höhepunkt.

14.09.2007   Von Oliver Bauer

 

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